Kampf gegen den Individualismus

z.B. durch die römisch-katholische Kirche


JOHANNES PAUL II.

« ... Im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Individualismus ist eine zunehmende Schwächung der Solidarität zwischen den Menschen festzustellen: Während die Hilfseinrichtungen lobenswerte Arbeit leisten, beobachtet man ein Abnehmen des Solidaritätsgefühls, so daß sich viele Menschen, auch wenn es ihnen nicht am materiell Notwendigen fehlt, immer einsamer und sich selbst überlassen fühlen, ohne das Netz einer gefühlsmäßigen Unterstützung.

9. Der Verlust der Hoffnung hat seinen Grund in dem Versuch, eine Anthropologie ohne Gott und ohne Christus durchzusetzen. Diese Denkart hat dazu geführt, den Menschen »als absoluten Mittelpunkt allen Seins zu betrachten, indem man ihn fälschlicherweise den Platz Gottes einnehmen ließ und dabei vergaß, daß nicht der Mensch Gott erschafft, sondern Gott den Menschen erschafft.

Das Vergessen Gottes hat zum Niedergang des Menschen geführt. [...] Es wundert daher nicht, daß in diesem Kontext ein großer Freiraum für die Entwicklung des Nihilismus im philosophischen Bereich, des Relativismus im erkenntnistheoretischen und moralischen Bereich, des Pragmatismus und sogar des zynischen Hedonismus in der Gestaltung des Alltagslebens entstanden ist« [Zweite Sonderversammlung der Bischofssynode für Europa, Relatio ante disceptationem, I, 1.2: L'Osservatore Romano, 3. Oktober 1999, S. 6.].

Die europäische Kultur erweckt den Eindruck einer »schweigenden Apostasie » seitens des satten Menschen, der lebt, als ob es Gott nicht gäbe. ... »

[aus: NACHSYNODALES APOSTOLISCHES SCHREIBEN ECCLESIA IN EUROPA VON PAPST JOHANNES PAUL II. AN DIE BISCHÖFE UND PRIESTER, AN DIE PERSONEN GOTTGEWEIHTEN LEBENS UND AN ALLE GLÄUBIGEN ZUM THEMA »JESUS CHRISTUS, DER IN SEINER KIRCHE LEBT – QUELLE DER HOFFNUNG FÜR EUROPA« (Gegeben zu Rom, bei Sankt Peter, am 28. Juni, der Vigil des Hochfestes der heiligen Apostel Petrus und Paulus, im Jahre 2003, dem fünfundzwanzigsten des Pontifikates) http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/apost_exhortations/documents/hf_jp-ii_exh_20030628_ecclesia-in-europa_ge.html


BENEDIKT XVI.

«Ein besonders tückisches Hindernis für die Erziehungsarbeit stellt heute in unserer Gesellschaft und Kultur das massive Auftreten jenes Relativismus dar, der nichts als definitiv anerkennt und als letzten Maßstab nur das eigene Ich mit seinen Gelüsten gelten läßt und unter dem Anschein der Freiheit für jeden zu einem Gefängnis wird, weil er den einen vom anderen trennt und jeden dazu erniedrigt, sich ins eigene »Ich« zu verschließen. Innerhalb eines solchen relativistischen Horizonts ist daher wahre Erziehung gar nicht möglich: Denn ohne das Licht der Wahrheit sieht sich früher oder später jeder Mensch dazu verurteilt, an der Qualität seines eigenen Lebens und der Beziehungen, aus denen es sich zusammensetzt, ebenso zu zweifeln wie an der Wirksamkeit seines Einsatzes dafür, gemeinsam mit anderen etwas aufzubauen. Es ist daher klar, daß wir nicht nur versuchen müssen, den Relativismus in unserer Bildungsarbeit zu überwinden, sondern auch aufgerufen sind, seiner zerstörerischen Vorherrschaft in Gesellschaft und Kultur entgegenzutreten.»

[aus: SCHREIBEN VON BENEDIKT XVI. BEI DER ERÖFFNUNG DER PASTORALTAGUNG DER DIÖZESE ROM ZUM THEMA FAMILIE (Lateranbasilika, Montag, 6. Juni 2005)]

http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2005/june/documents/hf_ben-xvi_spe_20050606_convegno-famiglia_ge.html