Texte zur Würde des Einzelnen: Renaissance
Giovanni Pico della Mirandola
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Ich bin der Schöpfer meiner selbst
[aus: «Oratio de hominis
dignitate», konzipiert 1485]
Statuit
tandem optimus opifex, ut cui dare nihil proprium poterat commune esset
quicquid privatum singulis fuerat. Igitur hominem accepit indiscretae opus
imaginis at que in mundi positum meditullio sic est alloquutus: »Nec certam
sedem, nec propriam faciem, nec munus ullum peculiare tibi dedimus, o Adam,
ut quam sedem, quam faciem, quae munera tute optaveris, ea, pro voto pro
tua sententia, habeas et possideas. Definita ceteris natura intra praescriptas
a nobis leges coercetur. |
[aus: «Rede über die Würde es
Menschen»]
Endlich bestimmte der vortreffliche Schöpfer, dass der, dem er nichts
Individuelles
geben konnte, Anteil habe an allem, was die einzelnen jeweils für sich
gehabt hatten. Also billigte er den Menschen als Geschöpf von
unbestimmter Gestalt, stellte ihn in die Mitte der Welt und sprach ihn so
an: «Wir haben dir keinen festen Wohnsitz gegeben, Adam, keine individuellen
Züge noch irgendeine besondere Bestimmung, damit du den Wohnsitz, das Aussehen
und die Bestimmungen, welche du dir selbst wählst, entsprechend deinem
Begehren und
Entschluss habest und besitzest. Für die übrigen Geschöpfe ist die Natur fest
bestimmt und wird innerhalb von uns vorgeschriebener Gesetze begrenzt. |